Seit 10 Jahren gibt es mittlerweile das Angebot der Lila Pause am BORG, einmal pro Woche im Advent lade ich dazu ein um 7.45 Uhr in den Orgelsaal.
Warum der Name "Lila Pause"?, werde ich öfters angesprochen. Nun, der Name "Lila Pause" soll natürlich etwas Angenehmes assoziieren in Anspielung auf eine beliebte süße Zwischenmahlzeit, aber dahinter steckt für mich natürlich noch mehr: Mitten in der Geschäftigkeit und im Stress des schulischen Alltags einmal ganz bewusst abschalten und die Seele ein wenig baumeln lassen, ein Pausensnack für die Seele sozusagen. Lila ist sie deswegen, weil lila bzw. violett die liturgische Farbe des Advents in den Kirchen ist.
Die Zutaten sind rasch gesagt: zur Ruhe kommen durch Stille und meditative Musik, eine kurze Geschichte oder einen Text hören mit einem Impuls zum eigenen Nachdenken, den Atem bewusst wahrnehmen, "Licht tanken", in dem ich ganz bewusst in das Licht der vielen im Kreis aufgestellten Kerzen schaue.
Und dann gibt es neben der Lila Pause natürlich noch die vielen Lichter. In den über 150 Teelichtern, die einmal pro Woche am Morgen unsere beiden Stiegenhäuser zieren und uns mit ihrem Spiel aus Licht und Schatten begrüßen, möchte ich auch ausdrücken, dass der Advent als eine besondere Zeit des (Kirchen-)Jahres auch sinnlich erfahrbar und spürbar ist.
Einen herzlichen Dank möchte ich an die SchülerInnen und KollegInnen aussprechen, die mich beim Aufstellen der Teelichter immer wieder unterstützen, und auch an all jene, die mir durch ihre Rückmeldungen immer wieder neu die Motivation schenken und mich ermutigen, diese Aktion durchzuführen.
Für den heurigen Beginn des Advents habe ich zum Thema "Achtsamkeit der Worte" folgende Geschichte ausgewählt:
"Die drei Siebe"
Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und war voll Aufregung. "Höre Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund ...."
"Halt ein!" unterbrach ihn der Weise. "Hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt? Lass sehen ob es durch die drei Siebe hindurchgeht. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?", fragte Sokrates. "Nein ich hörte es erzählen und..." "So, so! Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft, es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst - wenn es schon nicht als wahr erwiesen ist - so doch wenigstens gut?" Zögernd sagte der andere: "Nein, das nicht, im Gegenteil ..."
"Hm", unterbrach ihn der Weise, "so lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt!" "Notwendig nun gerade nicht..."
"Also", lächelte der Weise, "wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr, noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit."
Prof. Gerhard Weißhäupl (r.k. Religionslehrer)